HOF8 ist eine sanierte große Hofstelle im Taubertal, die mehr Energie produzieren kann als sie benötigt. (Foto: Klärle GmbH, Weikersheim/ Fotograf: Brigida Gonzalez)

HOF8 ist eine sanierte große Hofstelle im Taubertal, die mehr Energie produzieren kann als sie benötigt. (Foto: Klärle GmbH, Weikersheim/ Fotograf: Brigida Gonzalez)

Plusenergiehof HOF8: Grundwasser-Wärmepumpe übernimmt Grundversorgung

Der Hof 8 in Schäftersheim bei Weikersheim stand vor dem Abriss. Er besteht aus einem zweigeschossigen Wohnhaus mit Remise, Stall und Scheune. In letzter Minute fand sich eine Bauherrin, die selbst Planerin im Bereich Kommunalentwicklung, Umweltplanung und Erneuerbare Energien ist und den Architekten Rolf Klärle aus Bad Mergentheim zum Bruder hat. Heute sind in dem Gebäude-Ensemble das Ingenieurbüro der Bauherrin, eine Hebammenpraxis und zwei Seniorenwohnungen untergebracht. In der einstigen Scheune können Veranstaltungen stattfinden. Die Grundversorgung mit Wärme übernimmt die zentrale Grundwasserwärmepumpe, für ihren Betrieb wurde der ehemalige Hofbrunnen aktiviert.

Stall, Scheune und Remise rahmen den nach Süden offenen Hof in L-Form ein. Das einstige Wohnhaus steht mittig abgerückt. Sein Spitzgiebel überragt die Spitzgiebel der übrigen Gebäude um ein Geschoss. Im Zuge der Sanierung der Hofgebäude wurde die alte Putzfassade mit einer Verschalung aus vertikalen Holzlatten aufgedoppelt. Die ursprüngliche Fachwerkkonstruktion innen hat man gesäubert und weiß lasiert.

Im alten Bauernhaus hat die Bauherrin ihr Ingenieurbüro eingerichtet: 15 Mitarbeiter haben auf den rund 300 Quadratmetern der zwei Etagen und des ausgebauten Dachraums Platz zum Arbeiten. Das Erdgeschoss des einstigen Stalls beherbergt eine Hebammenpraxis auf 200 Quadratmetern mit Platz für bis zu zehn Mitarbeiter. In der Scheune sind teils Müll- und Abstellflächen sowie zwei Ladestationen für Elektrofahrzeuge untergebracht, Großteils ist sie ein multifunktional nutzbarer Veranstaltungsraum. In die miteinander verbundenen Obergeschosse von Stall und Scheune soll ein kleines Hofmuseum ziehen. In der alten Remise wurden zwei benachbarte, zweigeschossige Seniorenwohnungen mit zusammen 250 Quadratmetern Wohnfläche eingerichtet.

Nachhaltigkeit war oberstes Gebot bei der Sanierung: So wurden das alte Kopfsteinpflaster und die alten Türen aus- und wieder eingebaut, mit Altholz nahm man Reparaturen vor. Für neu zu errichtende Natursteinmauern, Sockel und Außentreppen benutzte man Abbruch. Brauchte man neues Baumaterial, kamen ausschließlich CO2-neutrales Holz und Holzwerkstoffe zum Einsatz.

Um den Energiebedarf der Gebäude möglichst klein zu halten, bekamen die verputzten Fassaden eine Wärmedämmung aus Zellulose und eine Verschalung aus regionalem, unbehandeltem Douglasienholz. Bestehende Natursteinfüllungen des Fachwerks, Lehmfüllungen der Decken und Kellergewölbe wirken als Massenspeicher, die Wärme und Feuchtigkeit regulieren. Die Grundversorgung mit Wärme übernimmt die zentrale Grundwasserwärmepumpe. Dafür wurde der ehemalige Hofbrunnen aktiviert. Die einzelnen Gebäudeteile sind ans Nahwärmenetz angeschlossen. Damit die Heizenergie effizient genutzt wird, ist eine moderne Regelung im Einsatz.

Eine Photovoltaik-Anlage (550 Quadratmeter PV-Modulfläche) auf den Dächern der Gebäude decken den kompletten Strombedarf des Hofes – inklusive den der Grundwasser-Wärmepumpe. Der Überschuss an Solarstrom wandert ins Stromnetz. Es gibt zwei Ladestationen für Elektrofahrzeuge, die die Mitarbeiter und die Öffentlichkeit kostenfrei nutzen können. Im Bürohaus gibt es eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die Büroräume lassen sich im Sommer auch kühlen. Warmwasser wird dezentral in den einzelnen Nutzungseinheiten in Unterstationen im Durchlaufprinzip bereitgestellt. So braucht man keine Warmwasserspeicher und Hygieneprobleme wie Legionellen kommen gar nicht erst auf.

Für diese Sanierung zum Plusenergiehof wurde Prof. Dr. Martina Klärle von der Frankfurt UAS mit dem Europäischen Architekturpreis Energie + Architektur 2015 ausgezeichnet.

Steckbrief:
Hofkomplex in Weikersheim

Objekt: Hofkomplex
Ort: Weikersheim
Baujahr: 2014
Beteiligte Unternehmen: Rolf Klärle (Bad Mergentheim), R. Klump, Beratender Ingenieur (Weikersheim), Elektro Herz (Bad Mergentheim), Energiezentrum Elpersheim, Martin Schneider (Werkersheim), Prof. Dr. Martina Klärle und Andreas Fischer-Klärle (Weikersheim)
Anwendung: Heizen & Kühlen
Wärmequellen: Grundwasser
Technik: Wasser-Wasser-Wärmepumpe
Quelle: Klärle - Gesellschaft für Landmanagement und Umwelt mbH
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