(Foto: Wohnprojekt Stuttgart-Kaltental)

(Foto: Wohnprojekt Stuttgart-Kaltental)

Stuttgart-Kaltental: Getränkemarkt zum Wohnprojekt saniert

Vier Familien in Stuttgart-Kaltental haben gemeinsam ein leer stehendes Haus gekauft und umgebaut. Energetisch ist das Haus jetzt mit einer Erdwärmepumpe, einer neuen Dämmung, modernen Fenster, dezentraler Lüftungsanlagen und einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, die fast so viel Strom produziert wie im ganzen Haus verbraucht wird, auf dem neuesten Stand.

2012 erwarb die „Nachbarschaftsgemeinschaft“, kurz NaGe, das Grundstück mit Haus im Stuttgarter Südwesten. Gefunden hatte man sich letztlich auch über den Wohnprojektetag der Stadt Stuttgart und über Kontaktanzeigen in der Zeitung. Bei den Arbeiten unterstützten sich die Mitglieder gegenseitig. Die Erwachsenen und Kinder lernten sich so kennen. Der Weg bis zum umgebauten Haus war jedoch steinig. Die gemeinsamen Sitzungen und Entscheidungen, über 100 Skype-Konferenzen und rund 3.300 E-Mails, waren kräftezehrend und manchmal auch mühselig.

Die Anstrengung hat sich gelohnt: Aus 90 Quadratmetern Ladenfläche und 280 Quadratmetern Wohnfläche schufen die Saniererfamilien vier Wohnungen mit 115 bis 135 Quadratmetern Wohnfläche – das ergibt 150 Quadratmeter mehr als vorher. Zu diesem Zweck wurden Balkone nach außen versetzt und das Dach angehoben. Die Wohneigentümergemeinschaft teilt sich außerdem eine Werkstatt, den Garten, zwei Autos und einen Raum für Gemeinschaftsaktionen wie Kindergeburtstage oder Fußballschauen. Das KfW 55-Haus bietet nach Fertigstellung 2015 insgesamt 17 Personen Platz.

Das Haus wurde energetisch auf ein sehr gutes Niveau saniert: Dach, Fassade und Kellerdecke etwa erhielten eine 18 bis 26 Zentimeter dicke Dämmung. Die Fenster aus den 70er- oder 80er-Jahren wurden durch dreifach verglaste Wärmeschutzfenster ersetzt. Von Frühling bis Herbst können die Bewohner die Fenster ganz normal öffnen. In der kalten Jahreszeit sorgen Lüftungsanlagen in den Wohnungen für eine kontinuierliche Frischluftzufuhr. Dabei wird die Zuluft von der Wärme der Abluft fast auf Zimmertemperatur vorgewärmt. Die Wärmerückgewinnung senkt den Energiebedarf nochmals deutlich.

Die jetzt noch benötigte Energie erzeugt die Wohneigentümergemeinschaft zu einem guten Teil lokal vor Ort. Eine Solarstromanlage mit fast zehn Kilowatt installierter Leistung auf dem Dach lieferte im ersten Jahr rund 11.000 Kilowattstunden Ökostrom. Der Strom wird entweder selbst verbraucht oder in das Stromnetz eingespeist. Verrechnet man die Solarstromproduktion mit dem Haushaltsstromverbrauch der Bewohner und dem Stromverbrauch der Wärmepumpe, deckt die Solaranlage fast 100 Prozent des Bedarfs.

Auch die neue Heizung ist ein Teil des energetischen Vorzeigeprojekts: Die alte Gasheizung wurde entfernt und durch eine Erdwärmepumpe ersetzt. Die Solewärmepumpe holt Wärme aus dem Erdreich und bringt sie mit Strom auf ein höheres Temperaturniveau. Bei dem Stuttgarter Wohnprojekt werden das Heizungswasser der Fußbodenheizung und das Brauchwasser in Küche und Bad durch die Wärmepumpe erhitzt.

Die Sanierung dauerte von 2013 bis Anfang 2015. Seit Sommer 2015 sind praktisch alle Arbeiten abgeschlossen. Bemerkt haben die Bewohner vor allem den höheren Wohnkomfort. Es gibt keine zugigen Fenster mehr. Die Wände der Wohnungen sind im Winter warm, im Sommer hält die Dämmung die Hitze fern. Die Lüftungsanlagen sorgen stets für frische Luft und transportieren die Abluft mitsamt der Luftfeuchte nach draußen. Schimmel hat keine Chance in dieser Immobilie.

Der Primärenergiebedarf sank auf nur noch 33 Kilowattstunden pro Jahr und Quadratmeter. Für jede Wohnung fallen jetzt nur noch Kosten von rund 25 Euro pro Monat für Heizung und Warmwasser an, davon zehn Euro Heizkosten. Das haben erste Messungen gezeigt. Viel weniger ist eigentlich nicht mehr möglich. Der gesamte Umbau kostete rund eine Million Euro, die rein energetischen Mehrkosten über den geforderten Standard hinaus lagen bei rund 160.000 Euro. Pro Partei sind das 40.000 Euro.

Steckbrief:
Mehrfamilienhaus in Stuttgart-Kaltental

Objekt: Mehrfamilienhaus
Ort: Stuttgart-Kaltental
Baujahr: 2015
Beteiligte Unternehmen: Gebäudeenergieberaterin Petra Hegen von Zukunft Altbau
Anwendung: Heizen
Wärmequellen: Erdwärme
Technik: Sole-Wasser-Wärmepumpe
Quelle: Zukunft Altbau
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