(Foto: Stoltenberg Projekt)

(Foto: Stoltenberg Projekt)

Günter Grass heizte sein Haus mit Erdwärme

In der Gemeinde Behlendorf im Kreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein wohnte mit Günter Grass einer der bekanntesten deutschsprachigen Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger. Mitte 2008 entschloss er sich zur Modernisierung seiner 17 Jahre alten Heizungsanlage in seinem Einfamilienhaus in Behlendorf in der Nähe von Lübeck. Die Bestandsaufnahme als Grundlage der Wärmebedarfsanalyse ergab für das 1912 erbaute ehemalige Bauernhaus einen Wärmebedarf von 20 Kilowatt (kW). Insbesondere die eingeschränkte Isolierung der Doppelfenster ohne Vakuumisolierung und die zum Atelier in den 90er Jahren umgebaute und renovierte Scheune tragen diesem Umstand und dem daraus resultierenden Ölverbrauch von 5.000 Litern Rechnung.

Aufbauend auf die Wärmebedarfsanalyse wurden zwei alternative Möglichkeiten einer erdwärmegespeisten Wärmepumpeneinsatzes geprüft. Da bereits Brunnen auf dem Grassschen Grundstück zur Gartenbewässerung dienen, lag es nahe, eine thermische Grundwassernutzung zunächst näher zu evaluieren, indem die Genehmigungsfähigkeit bei der Unteren Wasserbehörde des Kreises in Erfahrung gebracht wurde und den Grundwasserbrunnen Wasserproben entnommen und zur Analyse auf Eisen und Mangan an ein Labor in Kiel geschickt wurden.

Die Analyse zeigte jedoch, dass ein deutlich erhöhter Eisengehalt von 2,22 mg/Liter das Grundwasser belastet, sodass ein langfristig wartungsfreier Betrieb einer Wasser-Wasser-Wärmepumpe aufgrund einer möglichen Verockerung des Schluckbrunnens im lauenburgischen Behlendorf gefährdet worden wäre. Daher wurde die Grundwassernutzung verworfen und alternativ die Förderung und Bereitstellung der Erdwärme durch Doppel-U-Rohrsonden forciert.

Die geothermische Analyse und Simulation im Zuge der weiteren Projektspezifikation ergab eine Kälteentzugsleistung von durchschnittlich 54 W/m, sodass zur Bereitstellung der benötigten Heizleistung nach VDI 4640 3 Spülbohrungen von jeweils von 100 Metern Tiefe abgeteuft wurden. Diese Bohrungen wurden auf der vor dem Haus der Familie Grass gelegenen Kiesparkplatzfläche durchgeführt und in einem Schacht in Sammler und Verteiler zusammengeführt.

Dieser Schacht wurde innerhalb der Kiesfläche positioniert, so dass er später unter der Kiesschicht versteckt werden konnte. Da der Kies bei den Bohrarbeiten stark mit Bohrschlamm versetzt wurde, wurde ein Austausch später notwendig. Zudem wurden die Soleleitungen zum Heizungsraum teilweise in Handschachtung zum Heizungsraum verlegt, um auf Wunsch des Auftraggebers einen zentral platzierten Eichenbaum mit ausgedehnter Wurzelanlage nicht zu beschädigen. Ein frisch gesetzter Rhododendron musste allerdings ausgegraben und wiederverpflanzt werden, um seine Beschädigung zu vermeiden. Alle Bohrarbeiten wurden vom beauftragten Bohrunternehmen Baugrund Nord GmbH durchgeführt.

Auf die Demontage der bestehenden Heizungsanlage sowie der bestehenden Stahltanks folgte die Installation des Wärmepumpenaggregats. Dieses bestand aus einer 21 kW starken Buderus WPS 210 I, einem 300 Liter Edelstahlpufferspeicher P300W und einem 400 Liter Edelstahl Brauchwasserspeicher WWSP 400. Diese Konfiguration wurde gewählt, da Taktung, benötigte Vorlauftemperaturen und die schwankende Immobiliennutzung berücksichtigt werden mussten. Daneben musste beachtet werden, dass über 2 Heizkreise zum einen das Wohngebäude und zum anderen über eine isolierte, unterirdische Versorgungsleitung das Atelier wechselnd genutzt werden. Der vorhandene Heizwasserverteiler mit Mischeranlage konnte zudem integriert und weitergenutzt werden, sodass auch die Einbindung der bauseits vorhandenen Anlagenkomponenten den Investitionsaufwand verringerten.

Aufgrund der guten Dämmung zum Nebengebäude (Atelier) wird das Wohngebäude mit der hohen Vorlauftemperatur des ersten, ungemischten Heizkreises versorgt, und das Nebengebäude an den gemischten zweiten Heizkreis angeschlossen. Eine Warmwasserversorgung ist nur im Wohngebäude installiert. Die in beiden Gebäudeteilen vorhandenen Heizkörper sind großzügig dimensioniert, so dass mit einer Heizkurve, deren Endpunkt bei einer Außentemperatur von -12 °C zu 54 °C Rücklauftemperatur beträgt, gearbeitet werden kann. Bei dieser Auslegung spielte das Wärmeempfinden und die subjektive Meinung der Familie Grass eine große Rolle, sodass die Anlage letztlich auf 24 °C Raumtemperatur ausgelegt wurde.

Vor dem Umstieg auf die Wärmepumpe war zudem die gesamte Verrohrung in den Kellerräumen unisoliert – ein enormer Wärmeverlust, der den Kellerraum zum beliebten Wäschetrocknungsraum machte. Dies wurde durch die Isolierung sämtlicher Rohre behoben, insgesamt ca. 70 m. Für Trocknungszwecke wird der ehemalige Ölspeicherraum hergerichtet, ein eigener Heizkörper spendet bei Bedarf Wärme.

Um die Stille und Ruhe des Wohngebäudes in Behlendorf bei Ratzeburg zu sichern, wurde der Kompressor der Wärmepumpe mit seinem Geräuschpegel von 52 dB(A) zusätzlich mit einer 10 cm dicken Isolierung gedämmt. Da keine vollständige Geräuschisolierung erzielt wurde, sind zukünftig weitere Maßnahmen geplant, um den Erholungs- und Inspirationswert des Grassschen Bauernhauses weiter zu erhöhen.

Wärmepumpen-Projekt von
Buderus



Steckbrief:
Einfamilien-Wohnhaus in Behlendorf

Objekt: Einfamilien-Wohnhaus
Ort: Behlendorf
Baujahr: 2008
Leistung in kW: 21kw
Wärmepumpen-Hersteller: Buderus
Beteiligte Unternehmen: Stoltenberg Projekt, Baugrund Nord GmbH
Anwendung: Heizen
Wärmequellen: Erdwärme
Technik: Sole-Wasser-Wärmepumpe
Quelle: Stoltenberg Projekt
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